<67> nahm Friedrich Wilhelm zu Königsberg die Huldigung der Preußen persönlich entgegen (1663).

Die Ruhe, die nun in ganz Europa herrschte, erlaubte es dem Kurfürsten, sein Augenmerk ganz auf das Wohl seines Volkes zu lenken. Wie er in Kriegszeiten zum Beschützer seiner Staaten ward, so hatte er in Friedenszeiten den edlen Ehrgeiz, ihnen ein Vater zu sein. Er half den Familien, die durch die Feinde zugrunde gerichtet waren. Die zerstörten Mauern der Städte ließ er wieder aufbauen. Die Wüsteneien wurden zu wohlbestellten Feldern. Wälder verwandelten sich in Dörfer, und Landleute, die er als Kolonisten ansiedelte, weideten ihre Herden in den Gegenden, die infolge der Kriegsverwüstungen eine Heimstätte der Raubtiere gewesen waren.

Die Landwirtschaft, das so gering geschätzte und doch so nützliche Gewerbe, wurde von ihm sorgsam gefördert. Täglich sah man neue Schöpfungen. Ein Kanal wurde gegraben, der die Spree mit der Oder verband1 und so den Handelsverkehr in den Provinzen förderte. Der Warentransport nach der Ostsee einerseits, nach der Nordsee andrerseits wurde dadurch abgekürzt. Friedrich Wilhelm war durch seine Herzensgüte und seinen Eifer für das Gemeinwohl noch größer als durch seine Feldherrngaben und seine weise Staatskunst, die ihn alles zur rechten Zeit unternehmen hieß und auf eine Art, die zum Erfolg führen mußte. Kühnheit macht den großen Helden, Menschlichkeit den guten Fürsten.

Während des Friedens nahm der Kurfürst die Eventualhuldigung des Erzbistums Magdeburg entgegen (1666) und legte Besatzung in diese Stadt. Auch die Herrschaft Regenstein, ein Lehen des Fürstentums Halberstadt, verleibte er seinem Staat ein und hielt seine Rechte gegenüber den Ansprüchen der Herzöge von Braunschweig aufrecht.

Nachdem wir von der Fürsorge des Kurfürsten für die innere Verwaltung berichtet haben, müssen wir noch in wenig Worten seines Anteils an den allgemeinen Angelegenheiten Europas gedenken. Er sandte 1664 dem Kaiser, den die Türken in Ungarn angriffen, 2 000 Mann unter dem Herzog von Holstein2 zu Hilfe. Ebenso stand er dem König Michael Koribut von Polen in dem Kriege bei, den er gegen die Ungläubigen zu bestehen hatte. Dank seiner Vermittlung einigten sich die Söhne des Herzogs von Lüneburg über das väterliche Erbe3 (1665). Mit dem Pfalzgrafen von Neuburg4 verglich er sich in allen Streitfragen hinsichtlich der klevischen Erbfolge, die noch unerledigt waren5 (1666). Die Schweden schlossen mit ihm ein Schutzbündnis, und er brachte im Haag mit dem König von Dänemark, der Republik Holland und dem Herzog von Braunschweig einen Vierbund zustande, dem auch der Kaiser beitrat.


1 Der Friedrich-Wilhelms-Kanal.

2 Generalmajor Herzog August von Holstein-Plönn.

3 Es handelt sich um die Erbteilung des Herzogtums Lüneburg-Celle.

4 Philipp Wilhelm (1653 — 1690).

5 Die bisherige Landesteilung (vgl. S. 58, Anm. 1) wurde von beiden Seiten anerkannt.